MWNews

27.03.21 10:31

18 Jahre Ortho-K - Erfahrungen und Ausblick

Wie in unseren letzten News angekündigt wollen wir in diesem Beitrag einmal zurückblicken auf die letzten 18 Jahre Ortho-K bei MÜLLER WELT, unsere Erfahrungen, Entwicklungen, die wir miterlebt haben, und einen Ausblick geben, was wir bei MÜLLER WELT in Zukunft von der Orthokeratologie erwarten.

2003 Orthokeratologie ist DAS neue Thema in der Kontaktlinsenanpassung. Mit der Entwicklung und Zulassung von XO-Materialien wird ein Übernacht-Tragen von formstabilen Linsen möglich und ein Hype erfasst die Fachpresse und die Tagungen in der Kontaktlinsen-Welt. Gleichzeitig werden Skepsis und Zweifel laut, weil es in China bei Ortho-K zu vielfachen Entzündungen gekommen ist.

Bei MÜLLER WELT sind wir vorsichtig und skeptisch, weil eine über Nacht auf dem Auge festsitzende Kontaktlinse allem widerspricht, was wir über gesundes Linsentragen gelernt haben. Aber wir wollen offen sein, bilden uns fort und starten einen ersten Versuch unter Mitarbeitern, Angehörigen und aufgeschlossenen Kunden.

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Myopie-Management mit Orthokeratologie an nur einem Auge
21.10.20 14:34

Myopie-Management mit Orthokeratologie - ein Fallbeispiel

E. I., w., war zum Zeitpunkt des erstern Termins bei uns 11 Jahre alt. Erstdiagnose war Anisometropie und Myopie nur auf dem rechten Auge. Es ergab sich eine Brillenrefraktion von

R: sph. -2,75    cyl. -0,25    A 60°   V 1,25

L: plan (laut Autorefraktometer eher noch leicht hyperop)    V 1,25

Die Fragestellung der Eltern war nicht in erster Linie das Thema Myopie-Management sondern sie suchten nach einer Lösung, die auch beim Sport (Kunstturnen) praktikabel sei und einer binokular angenehmen Korrektur der Myopie, da bei einer Brillenkorrekttur spontan leichte Doppelbilder gesehen wurden. Somit blieb das rechte Auge zuvor unkorrigiert. Nach eingehender Beratung über die Vor- und Nachteile aller Möglichkeiten (weich, formstabil, Ortho-K) entschied sich die Familie für die Orthokeratologie.

Innerhalb von 4 Tagen hielt die gute Sehleistung nach Abnahme der Kontaktlinse bereits 8 Stunden an. Am Nachmittag konnte eine Sehleistung von 1,0 erreicht werden. Die Hornhaut war bei allen Kontrollen reizfrei. Nach weiteren zwei Wochen konnte ein über den ganzen Tag stabiler Visus von 1,25 auf dem rechten Auge festgestellt werden. Weitere Verlaufskontrollen im halbjährlichen Rhythmus fielen unauffällig aus, der Visus war stabil und die Linsen wurden jährlich ohne Änderung erneuert.

Drei Jahre später wurde bei einer Verlaufskontrolle eine Sehverschlechterung am linken Auge bemerkt. Der Visus auf dem linken Auge war immer parallel mitbestimmt worden und bisher unauffällig gewesen. Im Alter von nun 14 Jahren hatte sich am bisher unkorrigierten linken Auge ebenfalls eine Myopie entwickelt. Es konnte folgende Refraktion ermittelt werden:

L sph. -1,25  V 1,0+ (s.c. 0,32)

Die Familie entschied sich nun auch am linken Auge mit der Orthokeratologie zu beginnen. Auch am linken Auge stellte sich innerhalb von 3 Wochen ein stabiler Visus von 1,0+ über den ganzen Tag bei gleichbleibend reizfreier Hornhaut ein. Es erfolgen weitere Kontrollen im Halbjahresrhythmus, bisher ohne Änderung und ohne Auffälligkeiten. Der Verlauf der Anpassung mit den einzelnen Verlaufs-Topographien lässt sich in den Abbildungen 1 bis 9 sehr schön nachvollziehen. Die typischen Ringe, die wir bei der Orthokeratologie auf der Topographie sehen können, fallen immer etwas unterschiedlich aus, je nachdem wie lange das Auge bereits ohne Linse war und auch in Abhängigkeit des Sitzverhaltens der Linse über Nacht.

Anhand dieses Falls lässt sich sehr schön beschreiben wie erfolgreich Orthokeratologie im Rahmen des Myopie-Managements funktioniert:

Am rechten Auge hat sich innerhalb der beobachteten 3 Jahre die Myopie nicht weiterentwickelt. Die Orthokeratologie-Linsen konnten jedes Jahr unverändert nachbestellt werden, sodass wir von keinerlei Stärkenänderung am rechten Auge im Verlauf ausgehen können. Im gleichen Zeitraum ist am unkorrigierten Auge eine Myopie von mindestens 1,25dpt entstanden.

Natürlich kann man nicht sicher beweisen, dass diese Myopisierung ohne den Einsatz der Nachtlinsen auch am rechten Auge stattgefunden hätte. Aber:  Gehen wir von einer beidseitigen Entwicklung ohne Orthokeratologie aus, hätte es somit am rechten Auge zu einer Myopie von mind. 4,00dpt kommen können, ein Wert, der damit schon in den kritischeren Bereich fällt, was die Entwicklung weiterer Augenerkrankungen im späteren Alter begünstigt hätte.

Auch in vielen anderen Fällen sehen wir bei der Orthokeratologie im Rahmen des Myopie-Managements fast ausschließlich erfolgreiche Verläufe. Die Linsen können in der Regel unverändert nachbestellt werden oder es kommt nur zu leichten Verschlechterungen innerhalb größerer Zeiträume. Dies spricht aus unserer Sicht für den häufigeren Einsatz dieser Linsen im Rahmen des Myopie-Managements und untermauert viele Studien, die es mittlerweile dazu gibt. Auch das Thema Handhabung und Hygiene wird von uns in dieser Altersgruppe natürlich mit Unterstützung der Eltern beobachtet und wir sehen, dass die Kinder und Jugendlichen das in der Regel wirklich sehr gut und sicher durchführen. Ein entscheidender Faktor ist dabei sicherlich auch, dass die Kinder diese Nachtlinsen gerne tragen. Sie können tagsüber völlig frei ohne jegliche Sehhilfe alle Aktivitäten bei sehr guter Sehleistung erleben und sind davon begeistert. Die meisten blieben deshalb in den letzten 20 Jahren  auch nach der kritischen Myopisierungs-Phase weiterhin bei ihren Nachtlinsen.

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