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Sklerallinsen bei Keratokonus - ein Fallbeispiel

Geschrieben von Corinna Jonske | 07.05.19 12:53

K. K., w., geb. 1993 stellte sich im Oktober 2015 mit der bestehenden Diagnose Keratokonus erstmalig vor. Vorausgegangen war eine Anpassung von formstabilen Kontaktlinsen am linken Auge seit Erstdiagnose 2007. Diese waren aber nur zwei Jahre tragbar und führten zu verschiedenen Schwierigkeiten (waren zu fest angepasst oder fielen heraus).

Die Hornhaut-Topographien zeigten einen Keratokonus Grad 3-4 am rechten und einen extrem ausgeprägten Keratokonus am linken Auge. Ausschließlich das linke Auge wird im Folgenden behandelt:

Abbildung 1

Es zeigte sich eine Vernarbung der zentralen Hornhaut. (Abbildung 2) Die aktuell getragene Kontaktlinse zeigte ein nicht ideales Fluobild. (Abbildung 3)

Wir passten zuerst eine formstabile corneale asymmetrische Kontaktlinse  mit Zentralradius 5,10mm an. Mit dieser Linse konnte ein Visus von 0,4+ erreicht werden und im Verlauf wurde ein problemloses ganztägiges Tragen möglich.

Im März 2017 kam es pötzlich zu Irritationen. Die Kontaktlinse konnte nicht mehr stressfrei getragen werden und wir mussten bei der Inspektion des vorderen Augenabschnitts eine zentrale Erosio feststellen. (Abbildung 4)

Nach einigen Tagen Karenz wurde die Hornhaut erneut kontrolliert und die Narbenbildung, die bereits vor Beginn der Anpassung bestand, hatte sich verstärkt. (Abbildungen 5 und 6)

Die Hornhaut-Topographie lässt ein weiteres Fortschreiten des Keratokonus am linken Auge vermuten.

Abbildung 7:

 

Nach 3-tägiger Karenz wurde nun zur besseren Entlastung der Hornhaut eine überbrückende Minisklerallinse mit Durchmesser 14,80 angepasst. Diverse Corneallinsen-Versuche führten zu keinem erfolgversprechenden Ergebnis. Erneut konnte ein Visus von 0,4+ bei subjektiv guter Verträglichkeit erreicht werden. (Abbildungen 8 bis 12)

Die Handhabung musste geübt werden, konnte aber schnell sicher durchgeführt werden.

Die Patientin trägt diese Linse unter der Woche ganztags, pausiert aber am Wochenende, um die Sauerstoffversorgung der Hornhaut unter der großen Linse zu unterstützen. Dieser Tragemodus wird bei engmaschigen Kontrollen bei uns bis heute beibehalten. Eine Folgeanpassung bei Stärkenänderung wurde im November 2018 durchgeführt. Die Passform ist nach wir vor unverändert und Hornhaut und Bindehaut sind reizfrei. Die Sauerstoffversorgung unter der großen Linse ist akzeptabel. (Abbildung 13)

Dieser Fall zeigt einen idealen Verlauf einer Sklerallinsen-Anpassung in unserem Haus. Der leicht nach unten dezentrierte Sitz ist weder optisch noch physiologisch von relevanter Bedeutung. Mit oberster Priorität werden zuerst alle cornealen Möglichkeiten ausgeschöpft. Wenn aber die technischen oder physiologischen Grenzen erreicht werden, ist die Anpassung dieser großen Hornhaut-überbrückenden Linsen eine ideale Lösung. Auch, wenn mit diesen Linsen ein deutlich geringerer Tränenaustauch und ein festerer Sitz in Kauf genommen  werden muss. Ein reduzierter Tragemodus, wie diese Patientin ihn im Alltag realisiert, ist hier eine gute Lösung.

Erfahren Sie in den nächsten MWnews mehr zum Thema Sklerallinsen, zu möglichen sinnvollen Einsatzgebieten aber auch zu Grenzen und Risiken.